Bankwesen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Bankwesen (frz. banque, von ital. banca = Tisch [auf dem das Wechselgeld feilgeboten wurde]). Das europäische Bankwesen geht zurück auf Geldwechsler, die an großen Märkten und Messen Münzen verschiedenen Werts und unterschiedlicher Herkunft tauschten (wechselten) und ihren Profit aus einem Aufgeld zogen. Der Geldwechsel wurde durch die hochgradige Regionalisierung der Münzwährungen nötig. Der intensivste Handelsaustausch und damit der stärkste Geldverkehr fand im 12. Jh. in Oberitalien statt, wo die Kirche das Zinsverbot nie hatte durchsetzen können. Lombardische Geldwechsler und -verleiher (banchieri) beeinflussten europaweit das Finanzwesen. Daher entstammen die meisten monetären Fachausdrücke dem Italienischen: agio, banco, bancherius, banca rotta, conto, credito, Giro, Lombardgeschäft u.a. Auch Juden hatten, da vom christlichen Zinsverbot nicht betroffen, großen Anteil an Wechsel- und anderen Geldgeschäften. Sehr geläufig waren Lombardgeschäfte, kurzfristige Kreditgewährung gegen Verpfändung marktgängiger Güter wie Getreide oder Gold- und Silberschmiedearbeiten. Geldleihe gegen Verpfändung von Grundbesitz oder Einnahmequellen (Pfründen) erbrachte bis zu 60% Jahreszins. Sofern sich reiche Klöster an solchen Geschäften beteiligten, erschien das Pfand als fromme Stiftung. - Die berufliche Abgrenzung zwischen Großkaufleuten, Juwelieren, Geldwechslern und Bankiers war im MA. bei weitem nicht so deutlich wie heute. Häufig wurden etwa Edelmetall-, Juwelen- und Kreditgeschäfte von ein und demselben Kaufmann betrieben.
Von Italien ausgehend entwickelte sich im SMA. das Bankwesen, das es ermöglichte, dass man an einem Ort Geld einzahlte und es an einem anderen Ort - auch an einem ausländischen und in anderer Währung - wieder abhob. Auf diese Weise konnten reisende Kaufleute den risikoreichen Münztransport vermeiden.
Im Laufe des SMA. erlangten einzelne Kaufmannsfamilien, darunter auch die augsburgischen Fugger und Welser, nationale und internationale Bedeutung und politischen Einfluss. Höchste Vertreter der geistlichen und weltlichen Macht versorgten sich bei den Bankiers mit Kapital zur Finanzierung ihrer politischen Unternehmungen. Als Sicherheit gaben sie Kreditbriefe, die auf die Einnahmen ihrer Schatzämter ausgestellt waren.
(s. Geldwirtschaft, Kawerschen, Kreditgeschäft, Lombarden, Pfandhaus, Wechsel (monet.), Wechsler, Wucher)