Formicarius

Aus Mittelalter-Lexikon
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Formicarius (lat., = der Ameisenhaufen). Unter diesem Titel erschien um 1437/38 das wohl bekannteste Werk des Baseler Dominikanermönchs, Theologen und Schriftstellers ®Johannes Nider. In lat. Sprache und in Form eines lehrhaften Schüler-Lehrer-Dialogs abgefasst, stellt das Werk jedem seiner fünf Kapitel eine für Ameisen typische Eigenheit voran. Zielpersonen waren Prediger und besonders Seelsorger in Nonnenklöstern, denen Nider die Neigung der Frauen zu ekstatischen Zuständen auseinandersetzt und deren Gefährdung durch Einflüsterungen des Teufels, die sich in erlebnismystischen Täuschungen äußern könnten und einer Neigung zum Hexenunwesen. Generell bezweckt der Formicarius eine klare „Unterscheidung der Geister“ (discretio spirituum), also die Abgrenzung von rechtem Glauben und Ketzerei, von göttlicher oder satanischer Eingebung. In Buch V. handelt Nider von „den Zauberern und ihren Täuschungen“ (de maleficis et eorum deceptionibus). - Später sollte das Werk von grundlegender Bedeutung für den als ®Hexenhammer bekannten Leitfaden für die Ketzer- und Hexenverfolgung werden. Der Formicarius erschien auch noch im Druck, ins Deutsche wurde er nie übersetzt.