Grangie
Grangie (mlat. grangia = Scheune; v. lat. granum = Korn). Zisterziensischer Agrarbetrieb, der im Eigenbau durch ®Laienbrüder (fratres conversi, fr. barbati, familiares) und Lohnarbeiter (mercennarii) unter der Leitung eines Grangiars (grangiarius, magister grangiae = Hofmeister) bewirtschaftet wurde. Der Grangiar war dem Kellermeister (cellerarius) des Klosters rechenschaftspflichtig. Die in den Außenbezirken des Klosterlandes gelegenen Grangien betrieben neben Ackerbau auch Obst- und Weinbau, Pferde-, Schaf- und Fischzucht. Zum Baubestand einer Grangie gehörten neben Wohnhäusern auch Stallungen, Heuschober, Getreidekasten und diverse Werkstätten. Das Zisterzienserkloster ®Salem besaß im 13. Jh. 20 Grangien, von denen vier eine durchschnittliche Größe von 235 Hektar Nutzland hatten. Einige seiner Grangien auf der Schwäbischen Alb waren auf Schafzucht spezialisiert, andere am Bodensee betrieben Weinbau. Auf dem zentralen Salemer Hof wurden 1489 146 Rinder (darunter 26 Milchkühe), zudem 42 Zugpferde und 35 Fohlen gehalten.
Die Erträge dienten der Versorgung des Konvents, Überschüsse wurden vermarktet. Die klösterlichen Agrarbetriebe waren Schrittmacher der ®Agrartechnik, weshalb sie – vor allem bei der ®Ostkolonisation – von Grund- und Landesherren gerne zur Landeskultivierung angesiedelt wurden. Wo derartige zisterziensische Eigenwirtschften entstanden waren, erweiterten sie ihr Agrarland aufkosten der eingesessenen Bauern, deren Flächen sie durch Kauf und Tausch, aber auch durch Erpressung oder Gewaltanwendung an sich brachten, so dass nicht selten ganze Dörfer wüst fielen.
(s. Zisterzienser)