Messe (kath.)

Aus Mittelalter-Lexikon
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Messe (mhd. messe, misse; ahd. messa, missa; kirchenlat. missa; v. lat. dimissio = Entlassung; Bezeichnung für den Gottesdienst gemäß der Formel "Ite, missa est [concio]" = "Geht, [die Versammlung] ist entlassen"). Das Wort "missa" war seit etwa 500 für den lat. Gottesdienst mit der Eucharistiefeier gebräuchlich. Mittelpunkt jeder Messfeier ist der Altar, an dem Brot und Wein, verwandelt in Leib und Blut Christi, als Opfer dargebracht werden. Im FMA. entstand aus Wortgottesdienst, Eucharistie, Gebeten und Gesängen die Form der Messe, wie sie für die kath. Kirche – bei geringfügigen lokalen Besonderheiten – allgemeinverbindlich wurde. Die Messe gliedert sich in folgende Teile:
1.) Wortgottesdienst (Gebetsgottesdienst mit Einzug von Priester und Helfern, Gesängen [Introitus, Graduale, Kyrie, Gloria, Collecte]; Lehrgottesdienst mit Epistel, Evangelium, Predigt und Credo)
2.) Eucharistiefeier (Opfervorbereitung, Opferhandlung und begleitende Gebete)
3.) Kommunion (Opfermahl, Schlussriten).
Aufbau der Messe und ihre Ausgestaltung mit liturg. Gesten, Geräten, Gewändern und Farbgebung waren etwa um 1000 festgefügt.
Obligatorische Messgesänge (Ordinariumsgesänge) waren Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei. Fakultaiv waren die Gesänge des Propriums: Introitus, Graduale, Hallelujah (mit Sequenz), Offertorium, Communio – jene Gesänge also, die auf den jeweiligen Festcharakter eingehen. Zu den einstimmigen gregorianischen Gesängen (Accentus, Antiphon, Responsorium usf.) kamen bald volkssprachliche Kirchenlieder (Leisen), vom SMA. an auch mehrstimmige Choräle.
Nach Zelebranten und Teilnehmern unterschied man: die vom Papst oder einem Bischof bzw. einem zum Führen der Pontifikalien berechtigten Prälaten gefeierte Pontifikalmesse; die vom Ortsgeistlichen und seiner Gemeinde gehaltene Sonntags- oder Feiertagsmesse; die Messe eines Kloster- oder Stiftskapitels; die stille Messe eines nur vom Messdiener begleiteten Priesters – häufig gelesen im Sinne eines Stifters als Seelen- oder Bittmesse.
Inhalt und Sinn der in lateinischer (buochischer) Sprache gehaltenen Hl. Messe blieben den Gläubigen aus dem einfachen Volk unverständlich. Sie nahmen an der Zeremonien und Ritualen wie an einer geheimnisvollen magischen Handlung teil, übernahmen deren Segensformeln, Gesänge, heilige Namen, Kultgegenstände und rituelle Gesten in ihre abergläubischen Praktiken. Derartiger Mangel an rechtem Verständnis scheint in einer Predigt Bertholds von Regensburg auf, in welcher er den ungelerten liuten den Inhalt der Messe detailliert erklärt. Eine Predigt war nicht obligatorischer Bestandteil der Messe, ihre Bedeutung im Gottesdienst erhielt sie erst durch die Geistlichen der ®Bettelorden.
Vom FMA. an wurde der Messe ein besonderes Anliegen unterlegt, sei es als festliche Feier einer Herrscherweihe, eine Fürbitte (für Verstorbene und Lebende), eine Bitte um Abwendung von Unheil (etwa von Ernteausfall, Viehseuchen oder Kriegsgefahr), eine Bitte um Schlachtenglück oder ein Sühneheischen (Erlass von Sündenstrafen).
(s. Seelenmesse)