Messen (Ökon.)
Messen (Handelsmessen; von mlat. missa = Gottesdienst; mlat. auch feria). An kirchlichen Festtagen wie Patroziniums- oder Kirchweihfest, an denen große Menschenmengen die Messfeier besuchten, wurde schon im FMA. nahe der Kirche Markttag gehalten. Der Begriff "Messe" ging auf den Markt über. Später wurde der Begriff auf regelmäßige Zusammenkünfte der Fernhandelsleute eingeengt, die nach dem Vorbild der Messen der frz. Grafschaft Champagne (Troyes, Provins, Lagny-sur-Marne, Bar-sur-Aube) vom 13. Jh. an auch in den bedeutenden deutschen Handelsstädten abgehalten wurden. (So in Köln, Frankfurt/M., Worms, Leipzig, Erfurt, Frankfurt/O., Braunschweig, Straßburg, Nördlingen, Linz und Bozen.) Weitere bedeutende Messestädte des 14. Jh. waren Brügge, Gent, Antwerpen und Paris. In vielen wichtigen Handelsstädten verhinderten jedoch die ortsansässigen Kaufleute die Einrichtung von Messen, sahen sie doch durch die fremden Kaufleute den eigenen Umsatz geschmälert.
An Messeorten konzentrierten sich wie in einem Brennpunkt Waren, Kapital, neue Ideen, fremde Moden und Erfahrungen aus West- und Nordeuropa, dem Mittelmeerraum und dem Orient. Messen förderten so neben Warenaustausch, Kreditwesen und Geldverkehr auch die Ausbildung einer länderübergreifenden europäischen Zivilisation.
Messebesuchern wurde seitens der privilegierenden Macht (des Kaisers, des Landesherrn oder des städtischen Magistrats) wichtige Vorrechte eingeräumt: sicheres Geleit bei An- und Weiterreise, Schutz am Messeort, Abgabenfreiheit und eine besondere Gerichtsbarkeit, die sofortige Abhandlung von Streitfällen bei Handelsgeschäften ermöglichte.
Neben dem Geschäftsleben etablierte sich zu den Messeterminen eine vielfältiges Angebot von Lustbarkeiten und Zerstreuungen – Gaukler, Possenreißer und Dirnen, Jongleure und Tierbändiger, Schauspieler und Imbisshändler und vieles anderes mehr.