Rötel
Rötel (spmhd. roetel; lat. rubrica, ochra, bolus armenus, lutum armenum, minium; wiss. Hämatit = Blutstein; volkssprachlich auch Farberde, Blutstein, Ocker, roter Bolus, rote Kreide). Bezeichnung für eine Mineralfarbe, im Wesentlichen bestehend aus Ton, Kreide und dem kristallinen Mineralfarbstoff Hämatit (Eisenoxid). Je nach Gehalt an Eisenoxid reicht die Farbskala von hellgelb über rot bis braunrot und schwarz. Rötel kommt weltweit vor; in Mitteleuropa finden sich die ergiebigsten Fundstellen in Sedimentschichten des Braunen Jura, wie sie z.B. in der nördlichen Frankenalb (Bayern) oder bei Suhl im Thüringerwald vorliegen.
Der bergmännische Abbau von Hämatit gilt als eine der ältesten Bergbautätigkeiten der Menschheit. Hämatit-Pulver wurde in 80.000 Jahre alten Grabstätten entdeckt. Der älteste bekannte Untertageabbau Europas liegt auf der griechischen Insel Thasos (ca. 15.000 v.u.Z.). In Deutschland finden sich entsprechende Relikte im Schwarzwald für die Zeit von ungefähr 5.000 v.u.Z.
Seit der Antike ist die Verwendung von R. als Anstreich- und Malfarbe bekannt. Im MA. wurde er zusätzlich verwendet als Ausgangsmaterial zur Eisengewinnung, als Mittel zum „Aufschnüren“ von Linien, zum Polieren von Metall, zum Glätten von von hölzernen Bildgründen, als Heilstein und als Schmuckstein. Seit dem Ende des 15. Jh. waren auch Rötelstifte zum Zeichnen bekannt.
(s. Ähnlichkeitslehre; Rubrikator; Schnurschlag s. Werkzeuge zur Holzbearbeitung)