Rauhnächte

Aus Mittelalter-Lexikon
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Rauhnächte (v. mhd. ruch = haarig, struppig, zottig, rauh oder von mhd. ruch = Rauch, Dampf; vgl. Rauchwerk [mhd. ruchwerc] = Pelzwerk, Kürschnerware). Die Nächte der alten Neujahrstage (Thomastag [21.12.], Weihnachten, Neujahr und Dreikönig), später die der "Zwölften" (von Christnacht [vor dem 25.12] bis Perchtnacht [vor dem 06.01.]) galten im oberdeutschen Raum als Nächte der wilden Nachtgeister, der Seelen der Abgeschiedenen, des Geisterheeres der Wilden Jagd. „Des tuvels wutendez her“, das „wüetende her“ brauste, angeführt vom Wilden Jäger (Odin, Helljäger, Dietrich von Bern) mit Jagdrufen und Hundegebell durch die stürmische Nachtluft. Als Begleiterin der Wilden Jagd dachte man sich die Pfaffenhure (concubina sacerdotis, sacerdotis fornicaria, "ains priesters schlaffweib"), die als Strafe für ihre sündhafte Verletzung des Zölibats vom Teufel persönlich durch die Lüfte gejagt wird oder diesem als Reittier (iumentum) dient. All diese Nachtgestalten galt es durch Opfergaben wie Mehl, Mus, Brot oder Würzgebäck zu besänftigen, durch Ausräuchern von Stuben, durch Beweihräucherung oder Weihwassersegen von Haus und Stall fernzuhalten oder durch Lärmumzüge zu verscheuchen.
In den zwölf Nächten sollten die Waffen ruhen (Julfriede), persönlicher Streit wurde öffentlich beigelegt, geliehene Sachen zurückgegeben. Das Ende dieser Zeit „zwischen den Jahren“ markierte der „Oberste“, der letzte, oberste und gefährlichste Tag, an dem die bösen Geister noch einmal so recht Angst und Schrecken verbreiteten (06. 01., Wutingnacht).
(s. Zwischenwesen)