St. Denis
St. Denis. Nördlich von Paris gelegene Benediktiner-Abtei, gegründet um 624 durch Dagobert I., geweiht dem historisch nicht belegten Märtyrer St. Dionysius, erster Bischof von Paris (3. Jh.). Das reichbegüterte Kloster hatte stets enge Beziehungen zu den Herrscherhäusern in Franzien und Frankreich (Merowinger, Karolinger, Capetinger), war Grablege vieler Könige und Aufbewahrungsort der Kroninsignien. Unter Abt Fulrad (gest. 784), Erzkaplan Pippins I. und Vertrauter Karls d. Gr., wurde das Kloster mit weiteren Gütern ausgestattet und bekam eine neue Klosterkirche, von der Reste in der noch heute bestehenden romanisch-frühgotischen Kirche erhalten sind. Auf Abt Fulbert folgte dessen Schüler Hilduin (806 – 42), der die Bedeutung des Klosterheiligen St. Denis aufwertete, indem er ihn mit dem hl. Dionysius Areopagita in Eins setzte. (Der Gelehrte Peter Abaelard, der die Identität des Klosterheiligen mit dem Areopagiten angezweifelt hatte, entging um 1123 nur knapp einer Anklage wegen Hochverrats). In seiner Vita König Dagoberts streicht Hilduin die Stellung seines Klosters als Reichsheiligtum heraus. Er macht die Abtei zu einem geistigen Zentrum des Landes, indem er Lehrer wie ®Hinkmar von Reims und ®Johannes Eriugena verpflichtete. Im 10. und 11. Jh. ging die Bedeutung von St. Denis zurück. Erst unter Abt Adam (1096 – 1122) kam es zu einer neuen Blüte, die nicht zuletzt aus der Anlage einer als Handels- und Messezentrum erfolgreichen Siedlung hervorging. Abt Suger (1122 – 51), talentierter Diplomat und enger Vertrauter der Könige Ludwig VI. und Ludwig VII., zeitweilig Reichsverweser, etablierte die Abtei endgültig als Heiligtum und Begräbnisstätte der Königsdynastei. Er machte die Fahne des Klosterheiligen (vexillum S. Dionysii) zur Kriegsfahne des Königs (vom Volk mit der „Oriflamme“, dem legendären Banner Karls d. Gr. im Rolandslied, identifiziert), gestaltete die Klosterkirche als erste im Stil der jungen Gotik um (W-Fassade, Chor) und schrieb eine Biographie König Ludwigs I. (Die Kirche wurde während der Frz. Revolution weitgehend zerstört und unter Viollet-le-Duc Anfang des 19. Jh. wiederhergestellt.) Durch die enge Verbindung zur Monarchie wurde die von Suger favorisierte Gotik quasi zum königlichen Stil und konnte sich mit umso größerem Schwung durchsetzen.
(s. Dionysius Areopagita, gotische Architektur, Paris, Suger)