Teichwirtschaft

Aus Mittelalter-Lexikon
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Teichwirtschaft ( mhd. tich = künstl. angelegter Fischweiher; v. mndd. dik = Damm, Pfuhl; mhd. auch vischgruobe, vischweide; lat. piscinae, segeriae). Im FMA. waren es einmal mehr die Mönche, welche mit der Teichwirtschaft eine röm. Errungenschaft vor dem Vergessenwerden bewahrten und weiterentwickelten. Wahrscheinlich ging man von einfachen Hälterteichen aus und gelangte bis zum SMA. zu einem geregelten Zuchtbetrieb mit einer Folge von Streichteich (zum Ablaichen), Brutvorstreckteichen, Streckteichen und Abwachsteichen. Hauptmotiv für die Fischzucht waren die Fastengesetze, aufgrund derer an rund 100 Tagen im Jahr kein Fleisch gegessen werden durfte.
Der ma. Teichbau erreichte zwischen 1350 und 1500 seine Blüte; wo immer es Wasser- und Bodenverhältnisse zuließen, verlegten sich geistl. und weltl. Grundherren, Dörfer und Städte, auch Bürger und Bauern auf die Teichwirtschaft. Wegen der vielen Fastentage war die Fischzucht von besonderer Bedeutung für die Klöster. Beispielsweise besaß das holsteinische Zisterzienserkloster Reinfeld 61 Fischteiche, das ostbayrische Kloster Waldsassen sogar deren 161. Gegen Ende des MA. gab es in Deutschland etwa drei- bis viermal so viele Fischteiche wie heute. Fischzucht wurde nicht nur in den eigens dafür angelegten Teichen (Quellenteichen, Himmelsteichen, Bach- und Flussteichen), sondern auch in den unzähligen wasserspeichernden Mühlenweihern betrieben, die oft kettenartig hintereinander angelegt waren. Teichfische kamen im Alter von 3 – 6 Jahren zum Verzehr. Die Teiche wurden nach mehrjähriger Bespannung für einen Sommer trockengelegt. Abgefischt wurde im Idealfalle durch Ablassen des Teichs, ansonsten mit Netzen und Reußen.
(s. Fisch, Gewässer, Karpfen)