Gabirol, Salomon

Aus Mittelalter-Lexikon
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Gabirol, Salomon (arab. Salomon ben Jehuda ibn Gabirol; latinisiert Avicebron, Avencebrol; um 1021 - um 1060). Aus dem arab. Spanien (Malaga) stammender jüd. Moralist, Philosoph und Dichter, der von den christl. Scholastikern für einen arab. Philosophen gehalten wurde. Während er seine weltl. und relig. Gedichte in Hebräisch schrieb, verfasste er seine philosoph. Werke in arab. Sprache. Mit Fragen der Ethik setzt er sich in seiner Schrift "Liber de anima" auseinander. Sein unvollendetes philosoph. Hauptwerk „Maqor Hajim“ wurde als „Fons vitae“ auch ins Lat. übersetzt (durch Dominicus Gundisalvi und Johann v. Sevilla; s. Übersetzer). Es blieb ohne Wirkung auf die Juden, erlangte jedoch großen Einfluss auf christliche Theologen wie Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Duns Scotus und andere Scholastiker. Die Philosophie Gabirols wurzelt in jüdischem Glaubensgut und in einem neuplatonisch geprägten Aristotelismus. Nach Gabirol entstehen sowohl die geistigen Substanzen (Seelen) als auch die körperlichen Dinge dieser Welt durch die Vereinigung von Stoff und Form (Hylemorphismus). Demnach kommt auch der Seele eine – geistige – Materie zu, durch welche ihre Form getragen wird. Formende Kraft ist die Weisheit Gottes als eine mit Gott wesentlich identische Kraft, die allerdings nicht direkt, sondern – wegen des gewaltigen Abstandes zwischen ihm und der körperlichen Welt – durch ein Mittlerwesen übertragen wird. Als Mittlerwesen sieht er den von Gott ausgehenden, von diesem distinkten göttlichen Willen, der die ganze Welt schafft und bewegt.
Den religiösen Glauben betrachtet Ibn Gabirol als Werkzeug, um Gottes Willen zu erkennen. So bedeutend der Einfluss Gabirols auf die christl. Philosophie war, so gering blieb er bei den Juden, die nur seine Dichtungen und moralischen Schriften schätzten; von jüd. Schriftgelehrten wurde sein Werk wegen pantheistischer Tendenzen angefeindet. Arabische Philosophen des 12. Jh. scheinen ihn überhaupt nicht gekannt zu haben.