Aachener Heiltumsweisung

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Aachener Heiltumsweisung. Im 14 Jh. stieg ®Aachen aufgrund des überreichen Reliquienschatzes im Münster zu einer der bedeutendsten Pilgerstätten Europas auf. Für 1312 ist die erste jährliche Reliquienschau bezeugt, die ab 1322 vom Westturm aus geboten wurde, da das Münster für die Massen der Pilger zu klein geworden war. Von 1349 an fand die Schau nur mehr alle sieben Jahre statt, und zwar sieben Tage vor und sieben Tage nach dem Kirchweihfest am 17. Juli. Die sieben Reliquien wurden von sieben Stellen der Turmgalerien aus gezeigt. Zehntausende Pilger strömten dabei täglich zusammen, nicht zuletzt wegen der bedeutenden Ablässe, die man käuflich erwerben konnte.
Die Reliquien sollen von ®Karl d. Gr. zusammengetragen worden sein. Die vier Hauptreliquien waren das Kleid Mariens, die Windel des Jesuskindes, das Leichentuch Johannes' des Täufers und das Lendentuch des Herrn. Als die drei "kleineren" Reliquien gelten der Gürtel des Herrn, der Geißelstrick des Herrn und der Gürtel Mariens. Verwahrt werden die Heiltümer im sog. Marienschrein, einem monumentalen Großschrein aus Holz, der Form nach einem Kirchengebäude nachempfunden, verziert mit reichem Figurenschmuck nach dem Vorbild der französischen Kathedralplastik (Chartres, Reims).