Affe
Affe (mhd. affe; lat. simia). Dem ma. Menschen galten Affen als Metapher des sündhaften Menschen, als Warnzeichen Gottes, als „hominum deformis imago“ („Abbild eines missratenen Menschen“). Der Gedanke an eine Verwandtschaft zwischen dem nach Gottes Bild geschaffenen Menschen und einem Sinnbild der Sünde ist nicht aufgekommen; wohl aber erscheint der Affe in der ma. Symbolik vielfach als Karikatur menschlicher Schwächen und Sünden. (So etwa der „Affe mit Spiegel“, der die Eitelkeit und Gefallsucht versinnbildlicht.) - Unter den ma. Tierfabeln sind solche um den Affen an dritter Stelle hinter denen um den Wolf und um den Löwen vertreten. In Tiermärchen spielt er dagegen keine Rolle.
Bei den im MA. im Abendland bekannten Affen dürfte es sich um Arten der langschwänzigen Meerkatzen aus Zentralafrika gehandelt haben, wie zeitgenössische Abbildungen nahelegen. Große Menschenaffen (Schimpansen, Gorillas, Orang Utans) sind erst ab dem 17./18. Jh. nach Europa eingeführt worden.
Der „Physiologus“ weiß vom Brutverhalten der Affen: „Der Affe ist ein bösartiges und leichtfertiges Tier. Zwei Junge gebiert die Äffin, eines füttert, pflegt und liebt sie, das andere hasst und vernachlässigt sie und wendet sich von ihm ab. Und aus allzu großer Liebe hält die Mutter das eine fest im Arm und drückt es oft und erstickt es, und es stirbt. Das vernachlässigte aber bleibt am Leben und wächst heran. …“ Die Deutung aus christl. Sicht geht dahin, dass der Mensch seinem körperlichen Wohlergehen große Aufmerksamkeit widmet, während er seine unsterbliche Seele vernachlässigt.
(s. Tiersymbolik)