Anis

Aus Mittelalter-Lexikon
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Anis (mhd. anis, aniz, enis; v. grch. anison, lat. anisum; botan. Pimpinella anisum). Aus dem östl. Mittelmeer-Raum stammende und heute weltweit verbreitete Gewürz- und Heilpflanze aus der Familie der Doldengewächse. Die krautige einjährige Pflanze wird bis zu 60 cm hoch und ist gekennzeichnet durch eine Pfahlwurzel, kleine gelblich-weiße Doldenblüten und ovale, 3 – 5 mm lange, je nach Alter grüne bis braune behaarte Früchte („Samen“) von aromatischem Geruch und angenehmen würzig-süßem Geschmack.
Pharmakologisch bedeutsame Inhaltsstoffe der Früchte (Anisi fructus) sind ätherische Öle mit schleim- und krampflösender Wirkung.
Der grch. Arzt und Pharmakologe Dioskurides (1. Jh. u.Z.) nennt die Pflanze als Heilmittel gegen Husten und als Gegengift bei Schlangenbissen.
Karl d. Gr. lässt den Anbau der Pflanze gesetzlich vorschreiben. Das Lorscher Arzneibuch aus der Karolingerzeit nennt Atemwegserkrankungen, Verdauungsschwäche und Melancholie als Heilanzeigen.
Die Klosterheilkunde qualifiziert Anis als trocknend und wärmend im dritten Grade und schreibt ihm eine Vielzahl von Wirkungen zu, sei es als verdauungsförderndes oder harntreibendes Mittel oder als Mittel zur Anregung der Milchbildung.
Hildegard v. Bingen empfiehlt gegen schmerzhafte „Verhaltung des Monatsflusses“ ein Schwitzbad mit einem Kräuteraufguss von Anis und Wollkraut.
Als Gewürz verwendete man Anis in Backwaren (Pfefferkuchen, Lebkuchen) und zur Aromatisierung von Wein und Bier.
Im Aberglauben galt Anis wegen seines aromatische Geruchs als dämonenabwehrend.