Annalen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Annalen (lat. annales [libri] = Jahrbücher). Bücher, in denen herausragende geschichtliche Ereignisse jahrweise chronologisch aufgelistet wurden. Sie entstanden – ohne unmittelbaren Zusammenhang mit antiker Tradition – seit der Karolingerzeit in Klöstern und an Bischofssitzen. Hervorgegangen sind die Annalen aus dem Brauch, in die Tabellen des Kirchenjahres ("Ostertafeln") Notizen über bemerkenswerte Ereignisse einzutragen (z.B. über Sterbedaten von Äbten, Stiftern und Herrschern, über die wirtschaftliche Lage des Klosters, über Schenkungen und Missernten, über auffällige Naturerscheinungen und -katastrophen). Die Autoren, die nacheinander ihre Eintragungen machten, blieben anonym. Später entwickelten sich die Annalen – losgelöst von Ostertafeln – zu einer Gattung der Geschichtsschreibung. Beispiele: ®"Annales regni Francorum" (741 - 829; das offiziöse Reichstagebuch, im Kloster Lorsch aus den Codes Laureshamensis – der Lorscher Urkundensammlung – hervorgegangen), "Annales Quedlinburgenses", "Annales Hildesheimensis" (10. Jh.). Weitere historiographisch wertvolle Annalen stammen aus den Klöstern Salzburg, Niederaltaich, Paderborn, Quedlinburg, Reichenau und Hersfeld. Solche Annalen wurden zur Grundlage vieler ®Chroniken. Klöster liehen sich häufig ihrer Annalen wechselseitig zur Abschrift aus, sodass in vielen Klosterbibliotheken Jahrbuchtexte annähernd gleichen Inhalts auflagen.