Apokalyptische Bildmotive

Aus Mittelalter-Lexikon
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apokalyptische Bildmotive. Szenen aus der Offenbarung Johanni waren in der bildenden Kunst des MA. wie schon in der frühchristl. Kunst geläufig. Sie fanden sich als Apsis- und Triumphbogenmosaiken und –malereien, als Portalskulptur und Sarkophagplastik, auf Bildteppichen sowie in der Buchmalerei. (Beispiele: Miniaturen des Apokalypsen-Kommentars aus dem Domschatz zu Gerona, um 975. Bildteppichfolge von Angers, sechs Teppiche mit insgesamt 600 qm Fläche, entstanden um 1380; Angers, Museedes Tapisseries.) 1.) Die Anbetung des Lammes (das Lamm Gottes, selten mit den in der Apokalypse beschriebenen sieben Augen und sieben Hörnern dargestellt, meist nimbiert und von der Mandorla umgeben, wird von einer großen Menschenmenge angebetet. In sma. Darstellungen wohnen Gottvater und Christus der Anbetung bei). 2.) Das apokalyptische Weib (den Mond zu Füßen, mit der Sonne bekleidet, von 12 Sternen umkränzt. Das Weib wird von einem siebenköpfigen Drachen bedroht, den St. Michael erlegt. Seit frühchristl. Zeit sah man in dem Weib der Apokalypse die Kirche. Im MA. identifizierte man es mit Maria). 3.) Die große Hure Babylon (sie wird auf einem siebenköpfigen Tiere reitend dargestellt, bekrönt mit einem Turban oder einem Mauerkranz, einen Becher in Händen haltend. Am Ende des MA. wurde sie als Symbol des verderbten Papsttums verstanden). 4.) Das Himmlische Jerusalem (Symbol des Reiches Gottes, aus Gold erbaut und mit Perlen Edelsteinen geschmückt. In der roman. Kunst in Form von großen Radleuchtern versinnbildlicht. Erst im SMA. gab es realistische Darstellung des Himmlischen Jerusalem, eingebettet in eine naturalistische Landschaft.) 5.) Die vier apokalyptischen Reiter, die je auf einem weißen, feuerroten, schwarzen und fahlen Pferd dahinstürmen (sie verkörpern Kriegsunheil, Hungersnot und Tod, die über die Menschheit hereinbrechen). 6.) Die vier Paradiesflüsse (wurden im MA. als Allegorie der vier Evangelien oder der vier Evangelisten verstanden. Darstellung beispielsweise auf dem Deckel des Codex aureus Epernacensis und in Gestalt der Trägerfiguren der Taufbecken in Hildesheim und Rostock). 7.) Das Buch mit den sieben Siegeln, die Göttlichen Ratschlüsse für die Zukunft enthaltend, kann nur durch das Lamm Gottes geöffnet werden. (Bei der Lösung der ersten vier Siegel erscheinen die vier apokalyptischen Reiter; nach der Lösung des fünften Siegels schreien die Märtyrer nach Gottes Rache für ihre Leiden; das Öffnen des sechsten Siegels löst ein großes Erdbeben und eine Sonnenfinsternis aus, Sterne fallen vom Himmel; zur Lösung des siebten Siegels erschallen die sieben Posaunen der sieben Engel, der Schlund des Abgrunds tut sich auf und die endzeitlichen Schrecken beginnen; an deren Ende stehen der Sieg der himmlischen Scharen, das Endgericht sowie ein neuer Himmel und eine neue Erde.