Ava
Ava (A. die Klausnerin, Frau A.; gest. 1127) Mutter zweier Söhne, ihrer umfassenden Bildung wegen wohl aus einer vornehmen Familie stammend. Wurde als reife Frau Klausnerin im niederösterr. Donautal (bei Melk?). Sie wandte sich als erste namentlich bekannte Dichterin mit epischen Gedichten zu Themen aus dem Neuen Testament und der Eschatologie in mhd. Sprache an die gebildete christl. Laienschaft. Ihre Dichtungen sind nur in zwei durch Interpolationen entstellten Fassungen überliefert. Sie sind in schlichter Sprache gehalten und von bernhardinischer Christusmystik beseelt. In ihrem "Leben Jesu" empfindet Ava das Leiden Christi aus mütterlicher Sicht, aus mystischer Teilhabe am Schmerz der Gottesmutter. Die Dichtung bildet zusammen mit vier anderen ("Johannes der Täufer", "Die sieben Gnaden des Hl. Geistes", "Der Antichrist", "Das Jüngste Gericht") eine planvoll konzipierte Einheit mit dem Thema "Werden, Wirken und Ende der christlichen Kirche". Die Szene am Grab (visitatio sepulchri) aus dem "Leben Jesu" sollten großen Einfluss auf das ®Osterspiel haben. Für das hohe Ansehen, in dem Ava stand, sprechen die zahlreichen Nennungen ihres Todestages in österreichischen Klosterchroniken.