Böhm, Hans
Böhm, Hans (Behaim, Behem, Böheim; „Pfeifer (Pauker) von Niklashausen“, „Pfeiferhänslein“; der Beiname geht darauf zurück, dass er gelegentlich zum Tanze aufgespielt hat; 1458 – 1476). Der bettelarme Wanderhirte Hans Böhm aus dem unterfränkischen Helmstedt wollte eine Marienerscheinung gehabt haben und begann 1476 den Leuten im Taubertal zu predigen, dass von der Jungfrau allen ein völliger Ablass versprochen sei, die Buße und Umkehr taten und eine Wallfahrt zum Marien-Kirchlein in dem kleinen Ort Niklashausen machten. Vor den daraufhin zu Tausenden zusammenströmenden Pilgern predigte er dann aber nicht nur von Reue und Buße, sondern auch von der Gleichheit aller Menschen und von sozialrevolutionären Utopien: Standesunterschiede seien abzuschaffen, herrschaftliche Güter in Gemeinbesitz zu überführen. Frondienste und Zwangsabgaben zu beenden. Seine Ideen zündeten bei den einfachen Leuten und entfachten eine revolutionäre Massenbewegung.
Der Würzbuger Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg ließ Böhm – um einem drohenden Bauernaufstand zuvorzukommen – in einer nächtlichen Aktion gefangennehmen, in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilen und – obwohl er seine Lehren und Offenbarungen widerrufen hatte – am 19. Juli 1476 zu Würzburg auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Dies vorausahnend hatte Böhm in einer Predigt gedroht: "die priester sagen, ich sy eyn ketzer und und wollen mich verbrennen. Wusten sy waß eyn ketzer were, si erkenntten, daß sie ketzer weren und ich keyner. Verbrennen sy mich aber, wee inen." (Zit. nach E. Schubert)
Die kirchliche Propaganda stellte den charismatischen Volkshelden („Prophet“, „Heiliger Jüngling“) als Schweinetreiber und Narren, als liederlichen Spielmann, Dieb von Opfergaben, Blender und Täuscher dar, um ihn seinen Anhängern verächtlich zu machen. Die massive Verleumdungskampagne hatte bald Erfolg, nicht zuletzt dank der Wirkung von massenhaft verbreiteten Flugblättern und Denuntiationsschriften. Das Niklashausener Kirchlein wurde abgerissen, die Volksempörung verebbte.