Bartholomaeus Anglicus

Aus Mittelalter-Lexikon
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Bartholomaeus Anglicus (B. von England, B. de Glanvilla; ca. 1180 - 1275). Gelehrter Franziskanermönch, Naturwissenschaftler, Universitätslehrer am Generalstudium seines Ordens in Paris, ab 1231 Lektor an der Ordensschule der sächs. Provinz in Magdeburg. 1256 wurde er vom Papst zum Bischof der ostpoln. Stadt Lukòw ernannt, hat dieses Amt jedoch nie angetreten. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als Provinzialminister in der Ordensprovinz Sachsen.
Von ihm stammte eine einflussreiche Enzyklopädie der Naturwissenschaften "De proprietatibus rerum" ("Über die Eigenschaften der Dinge"). Sie handelt in 19 Bänden das gesamte Wissen von Himmel und Erde, im Einzelnen von Religion, Astrologie und Astronomie, Materie und Luft, Medizin, Fauna und Flora, Geologie, Geographie, Farben, Gewichten, Maßen und Zahlen. In Band XVI werden unter dem Titel "De proprietatibus gemmarum" auf realistische Weise die Eigenschaften von Edelsteinen beschrieben.
Dem Wissen der Quellen fügt Bartholomäus eigene aufschlussreiche Beobachtungen hinzu, so etwa bei der Beschreibung von Land und Leuten aus eigener Anschauung. – Bartholomäus zufolge sind alle irdischen Geschehnisse durch astrolog. Gegebenheiten bedingt. In dem genannten Werk wird auch auf die menschlichen Altersstufen eingegangen. Es betont den Gefühlswert des mütterlichen Stillens. Über die zweite Stufe der Kindheit, die pueritia, schreibt er, dass puer = der Knabe von puritas = Reinheit und puella = das Mädchen von pupilla = (Sehloch der) Augen abgeleitet sei, weil Mädchen und Knaben noch so rein seien wie die Pupille. – Die Schrift blieb bis ins 16. Jh. in lateinischen und volkssprachigen - teils illustrierten - Abschriften und Druckwerken eine der meistgelesenen Nachschlagewerke.