Beinhaus

Aus Mittelalter-Lexikon
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Beinhaus (auch Karner, v. mlat. carnarium = Fleischhaus). Kleine Friedhofskapellen, in deren Untergeschoss die beim Ausheben neuer Gräber gefundenen Gebeine aufbewahrt wurden, oder speziell als Ossarien errichtete Bauten (wie die in Pulkau [Niederösterreich, 13./14. Jh., Rundbau], Bad Doberan [um 1250, Backstein] oder Heiligenstadt/Thürungen [um 1300, Sandstein], beide über achteckigem Grundriss). Besonders häufig finden sich Beinhäuser in Gegenden, in denen wegen Platzmangel (steile Gebirgshänge, innerstädtische Bauverdichtung) nur engbegrenzte Friedhöfe angelegt werden konnten, deren Grabstellen immer wieder neu belegt werden mussten. Die Kapelle war meist St. Michael, dem Seelenwäger, geweiht. Auf ma. Abbildungen finden sich Karner auch als offene Nischen in der Friedhofsmauer dargestellt. Ein einprägsames Bild von den unterschiedslos durcheinander ins Beinhaus geworfenen Menschenknochen gibt der Mystiker Hermann von Fritzlar (14. Jh.): "Ein meister glichit dise werlt eime schafzabele; .... Wanne si mude gespilet haben, so werfen sie den einen under den anderen (gemeint sind die Figuren des Schachspiels) in einen sack. Also tut der tot: der wirfet iz allez in die erden. ... so si ligen in deme beinhuse."
In manchen Beinhäusern, wie z.B. dem von Hallstadt (Österreich), sind die langen Röhrenknochen und die Schädel sorgfältig separat geschichtet. Das Schädeldach kann mit Namen und Sterbedatum des Verstorbenen beschriftet oder mit Verzierungen versehen sein.