Bergkristall

Aus Mittelalter-Lexikon
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Bergkristall (grch. krystallos = Eis; mlat. crystallum; mhd. kristalle, kristall; "Berg"kristall, weil er in Höhlen, Klüften und Gängen der Berge – besonders in den Alpen, weniger häufig im Fichtelgebirge – gefunden wurde; chem. Quarz SiO2 ) Klares, reines, optisch dem Wassereis ähnliches Mineral von unbegrenzter Vielfalt der Wuchsform (Prismen, Pyramiden, Säulen von abwechslungsreichen Symmetrien, häufig Zwillingsbildungen) und von geringerer Härte als Diamant.
Aus Bergkristall wurden schon in vorgeschichtlicher Zeit durch Zerschlagen scharfkantige Werkzeuge gefertigt (Fundstätte im Zillertal/Österreich). Im MA. beherrschte man die Technik des Schleifens (s. Edelsteine, Bearbeitung der).
Im MA. nahm man an, dass in den Bergen Höhlenpaläste seien, deren Wände aus leuchtendem Kristall bestünden. Sie würden von Zwergen, Feen oder Elfen gleich einer Schatzkammer gehütet. Entstanden sei der Bergkristall aus Eis, das sich im Lauf langer Zeiten verfestigt habe. Im Aberglauben diente er als Schutzmittel gegen Krankheiten, Bösen Blick und Hexerei. Dabei wurde er als Amulett getragen oder in Pulverform eingenommen. Märchen erzählen von zauberkräftigen Kristallkugeln. Das Wahrsagen von Künftigem oder Vergangenen aus einer - möglichst geweihten - Kristallkugel oder einem Kristallspiegel (Kristallomantie) galt als Schwarze Kunst und Teufelswerk und wurde mit Kirchenstrafen belegt.
In Köln hat neben dem Dom eine Kristallschleiferei bestanden, deren Arbeitsweise von Theophilus beschrieben wurde. Aus Bergkristall wurden – wie auch aus Beryll – Sichtscheiben für Monstranzen und Reliquienbehälter geschliffen, aber auch Brenn- und Vergrößerungsgläser.