Beschneidung

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Beschneidung. Hier: rituelle Entfernung der Penisvorhaut bei Juden und Moslems. In der Genesis heißt es: "Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt, er besteht zwischen mir und eurer Nachkommenschaft. ... Im Alter von acht Jahren soll alles Männliche unter euch beschnitten werden. ..." Die Beschneidung wird von einem rituellen Beschneider, auch von einem Arzt oder Chirurgen vorgenommen. Letztere dürfen notfalls auch Heiden sein. Das Kind wird meist auf das Knie des Paten gesetzt oder auf einen Tisch gelegt, die Vorhaut wird abgeschnitten, die Wunde ausgesaugt, die Blutung gestillt und ein Verband angelegt. In bestimmten Fällen, etwa bei Konvertiten, wird die Beschneidung auch bei Heranwachsenden oder Erwachsenen durchgeführt. Bei Gefahr für Leben und Gesundheit darf die Beschneidung unterbleiben. (In diesem Zusammenhang erwähnt der Talmud zwischen dem 2. und 5. Jh. erstmals die Hämophilie. Danach ist erst wieder in der Schrift "Tasrif" des bedeutenden arab. Chirurgen Abulcasis [Abu l-Kasim; um 1000] die Rede davon.)
Der Koran erwähnt die Beschneidung nicht, möglicherweise, weil sie im Sittenbestand, mit dem Mohammed aufwuchs, selbstverständlich war. Sie wurde vor dem Eintritt der Pubertät oder bei Pubanden vollzogen, der Vollzugsritus war reglementiert und von festl. Bräuchen begleitet.
Gleich, welche religiösen Überlegungen dem Beschneidungskult zugrundeliegen mögen, sein Wert hinsichtlich der Minderung der Häufigkeit von Penis- und Portiokrebs bei Populationen mit niedrigem Hygienestandard ist unbestritten.
Die Darstellung der Beschneidung des Jesuskindes ist fester Bestandteil der christl. Ikonographie. (Beispiele: Emaille-Altar des Nikolaus von Verdun in Klosterneuburg bei Wien [1181]; Meister der hl. Sippe, Alte Pinakothek München [15. Jh.]; Portal von St. Thibault, im elsässischen Thann [15. Jh.]; Michael Pacher, Altar von St. Wolfgang in Österreich [15. Jh.]).