Bibergeil

Aus Mittelalter-Lexikon
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Bibergeil (mhd.; zu geil, geile = Hoden; lat. castoreum). Das in den paarigen Duftdrüsen (Castorsäcken, Geilsäcken) am Hinterleib des männlichen und weiblichen ® Bibers enthaltene Sekret, das den Tieren zur Fellpflege und zur Reviermarkierung dient, wurde im MA. (und bis in die Neuzeit) zur Herstellung einer Vielzahl von Arzneimitteln verwendet – vor allem für solche, die Wirkung auf das Nervensystem und auf die Sexualsphäre haben sollten. Die wachsähnliche Masse enthält ätherische Öle, Fett und Bitterstoffe und war heiß begehrt als potenzförderndes Mittel, wurde zur Anregung der Wehen wie zur Linderung von Menstruationsbeschwerden eingesetzt und war darüberhinaus ein Remedium für praktisch alle Leiden – von Kopfschmerz, Epilepsie und Hysterie bis zur Wassersucht. Auch als Bestandteil von Parfüms sollte die Substanz, die von baldrianartigem Geruch ist, erotisierende Wirkung haben. Schon von daher war die Nachfrage nach Castoreum derart, dass die Biberpopulationen drastisch zurückgingen (in England war der Biber schon im 12. Jh. ausgerottet).