Boccaccio, Giovanni

Aus Mittelalter-Lexikon
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Boccaccio, Giovanni (1313 – 75). In Paris als unehelicher Sohn eines italienischen Bankiers und einer französischen Adeligen geboren, in Florenz aufgewachsen und nach Schul- und Kaufmannslehre 1330 zum Rechts- und Handelsstudium nach Neapel geschickt. Dort verkehrte er in höfischen und Literatenkreisen und wandte sich der Dichtung zu. 1340 kehrte er – nach einem wilden und ausschweifenden Studentenleben – nach Florenz zurück und schlug die bürgerliche Laufbahn eines Notars und städtischen Richters ein. In seine Florentiner Zeit fiel die enge Freundschaft mit Petrarca, mit dem zusammen er – 1359 in Mailand und 1363 in Venedig – humanistische Studien betrieb. Seine Verdienste liegen in der Wiederbelebung der klassischen Sprachen Latein und Griechisch und in der Entwicklung der italenischen Volkssprache (Vulgare). Sein Hauptwerk – das „Decamerone“ – entstand zwischen 1348 und 1353. Es erzählt in 100 tragischen, satirischen und humoristischen Novellen von Liebe und Leid der Florentiner Gesellschaft zu Zeiten der Pest von 1348. Als Bewunderer Dantes und dessen „Divina Commedia“ verfasste er einen Kommentar des Werks und eine Biographie des Dichters. Philosophische Werke: „De casibus virorum illustrium“, „De mulieribus claris“, „Genealogiae deorum gentilium“. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Zurückgezogenheit auf seinem Landgut in Certaldo bei Florenz, seinen humanistischen und künstlerischen Idealen entfremdet und in religiöser Versenkung.