Bohrer
Bohrer (Wortbildung des 15. Jh., v. mhd. born, ahd. boron = mit einem spitzen Werkzeug bearbeiten). Um ein Loch aus einem Werkstück aus Holz, Stein oder Metall auszudrehen, hatte man sich schon in vorgeschichtlicher Zeit eines spindelförmigen Werkzeugs bedient, das ursprünglich zwischen den aneinander hin-und-her-geriebenen Handflächen in Drehung versetzt wurde. Dabei fräste das am unteren Ende der Bohrspindel befestigte eigentliche Bohrwerkzeug bei der Drehung seiner scharfen Kanten Material aus dem Werkstück. Im MA. kannte man den Fiedelbohrer, den Brustbohrer und die Rennspindel. Beim Fiedelbohrer war die Bohrspindel von einer Bogensehne umschlungen und wurde durch Hin-und-her-Bewegen des Bogens in Drehung versetzt. Das obere Ende der Spindel war in einer Nuß oder in einem ausgehöhlten Holzstück gelagert, mit dem sie gegen das Werkstück gedrückt wurde. Der Brustbohrer war wahrscheinlich von Schiffsbauern des europäischen Nordens entwickelt worden. Eine Abbildung findet sich auf dem Teppich von Bayeux (11. Jh.) Das Werkzeug besteht aus der zu einer Kurbel (Leier) gekröpften Bohrspindel und einer an der Brust des Arbeiters festgeschnallten Andruckplatte. Die Rennspindel der Feinschmiede ist eine Abart des Fiedelbohrers. Sie besteht aus einer senkrechten Bohrspindel, die in der mittigen Öffnung einer horizontalen Handhabe gelagert ist. Von den Enden der Handhabe gehen beidseits Fäden oder Lederriemen zum oberen Ende der Spindel, wo sie angeschlagen sind. Durch wechselweises Aufwickeln des Fadens auf der Spindel und Niederdrücken der Handhabe wird die Rennspindel in Drehung versetzt. Die Drehbewegung kann durch ein Schwungrad unterstützt sein.