Diphtherie
Diphtherie (Halsbräune, Rachenpest; mlat. squinantia, pestilentia faucium, ulcera pestifera, morbus strangulatorius, morbus suffocatus). Durch Tröpfcheninfektion übertragene, hochkontagiöse bakterielle Krankheit des Menschen, in deren Verlauf Erregertoxine die hintere Rachenwand, die Tonsillen, das Zäpfchen und den weichen Gaumen anschwellen lassen und durch membranöse Belege bis zum Erstickungstod weiter einengen können. Als ultima ratio kannte man schon in der Antike den Luftröhrenschnitt, ausgeführt zwischen zwei Trachealringen. Berichte aus dem MA. lassen auf verlustreiche Diphtherie-Epidemien schließen, so etwa, als das Heer Kaiser Lothars 855 durch „Rachenpest“ dezimiert wurde und als 1004 nach einem Bericht des Baronius „ein absteigender Katarrh des Schlundes bei zahlreichen Menschen zur Erstickung führte“. Bis zum 14. Jh. dürfte die Krankheit in Europa endemisch geworden sein, wogegen ihre Verschleppung nach England 1389 noch eine heftige Epidemie auslöste. Man suchte der Krankheit durch magische Praktiken zu begegnen, flehte St. Blasius und im SMA. die Vierzehn Nothelfer um Rettung an. Obwohl Diphtherie seit dem Ende des 14. Jh. der Ärzteschaft als kontagiöse Erkrankung galt, wurde sie im Volk weiterhin als das Werk böser Dämonen angesehen.