Drahtmühlen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Drahtmühlen. Das ®Drahtziehen (die "kunst mit dem rad, daz drot solt gezogen haben") wurde schon im 14. Jh. unter dem Einsatz von Wasserkraft mechanisiert. Erste Drahtmühlen sind in Augsburg (1351), Frankfurt (1355), Nürnberg (1390) und Iserlohn (1394) belegt. Für die dort praktizierte junge Technik gibt es – womöglich wegen erfolgreicher Geheimhaltung – keine Zeugnisse, wohingegen die seit dem Beginn des 15. Jh. in Nürnberg angewandte Technik gut dokumentiert ist. Sie war von Drahtziehermeistern und Wassermühlenexperten mit städtischer und privater Förderung entwickelt worden. Grundprinzip war die Umsetzung der Drehbewegung eines Wasserrades in eine getaktete Horizontalbewegung. Hierzu hatte man die Welle eines Wasserrads zur ®Kurbelwelle ausgekröpft und quasi als Pleuelstange ein Zugseil zu der Drahtzieherzange geführt, deren Backen sich auf den Seilzug hin automatisch schlossen. Der Drahtzieher saß bei der Arbeit auf einer Schaukel, die im Takt des Pleuels vor und zurückschwang, und hatte jeweils am vorderen Totpunkt der Schaukelbewegung die Zangenbacken nahe dem Zieheisen am Draht anzusetzen und am hinteren Totpunkt zu lösen. Aufgrund dieses Herstellungsverfahrens wurden Nürnberger Drähte und Drahtwaren auf den europäischen Märkten vorübergehend (etwa von 1420 bis 1510) zu beinahe konkurrenzlosen Produkten.