Drehleier

Aus Mittelalter-Lexikon
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Drehleier (Radleier, Ende des MA. auch Bauern-, Bettlerleier; mhd. lire; mlat. organistrum, vom 13. Jh. an symphonia. In Italien als lira tedesca bekannt.) Die in Deutschland seit dem 12. Jh. gebräuchliche Drehleier ging möglicherweise auf eine arabische Erfindung zurück, die über Spanien und Frankreich nach Deutschland gekommen ist; sie war ursprünglich mannshoch und wurde von einem Leiermann und einem Spieler bedient; im 13. Jh. verkleinerte man das Instrument so weit, dass es von einem Spieler allein beherrscht werden konnte: eine Hand (auf ma. Darstellungen meist die Rechte) drehte die Kurbel, die andere spielte auf der Tastatur. Melodie- und Bordunsaiten wurden über ein knapp oberhalb des Steges engebautes und über eine Kurbel angetriebenes, geharztes Holzrad angerieben, und so zum Schwingen gebracht. Mittels Tastenmechanik wurden die Saiten tonhöhenbestimmend abgegriffen. Die bei anderen Streichinstrumenten übliche, technisch schwierigere Bogenführung und Grifftechnik entfielen. Die Funktionsweise des Instruments ermöglichte neben der Melodieformung auch Rhytmisierung (über die Kurbeldrehung) und Begleitung (auf Bordunsaiten). Das einst beherrschende Instrument sank vom 14. Jh. an zur "Bauren- und umblaufenden Weiber-Leyer" ab, wurde zum Instrument der blinden Spielleute und Bettler.