Englischer Schweiß

Aus Mittelalter-Lexikon
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Englischer Schweiß (Das Schwitzen, Schweißfieber, Sudor Anglicus, Pestis sudorosa, engl. Sweating Sickness, the Sweat). Hochinfektiöse Krankheit, grassierend im 15. und 16. Jh., mit meist tödlichem Ausgang. Maßgeblich für die Namensgebung waren die Tatsachen, dass die Krankheit erstmals in England auftrat (1485) und dass sie mit heftigen Schweißausbrüchen einherging. Die Epidemie trat in mehreren Schüben auf und raffte in englischen Städten mehr als "das drittheil der menschen hynweg". Dieser Angabe steht die Meinung entgegen, dass von von 50 Erkrankten "seyend eins oder zwey gestorben". 1528/29 sollte die Krankheit auch das Festland erreichen, wo sie zwischen Deutschland, Skandinavien und Rußland ein großes Sterben verursachte; nur Italien und Frankreich, Irland und Schottland blieben davon verschont.
Die Krankheit galt als "Aus bösem vnnd vergiffigem Lufft geursacht"; sie setzt ein mit Erscheinungen von heftigem Schüttelfrost, Schwindelgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen sowie starker Abgeschlagenheit. Kurze Zeit nach diesem "kalten Stadium" erfolgte starkes Hitzegefühl mit plötzlichem Ausbruch übelriechenden Schweißes, Herzrasen, Delirien und Bewusstseinsschwund. Die meisten Patienten starben innerhalb eines halben Tages nach Krankheitsausbruch. Überlebende hatten keine Immunität erworben, sie konnten erneut erkranken. Kontaktpersonen hatten höchstes Risiko, selbst zu erkranken. Der Erreger ist unbekannt geblieben, wird jedoch in einem Virus vermutet.
Die Angst vor dem "Englischen Schweiß" war mitverantwortlich für den Niedergang der Badhauskultur.
Mitte des 16. Jh. ist die Krankheit aus ungeklärter Ursache für immer verschwunden.
(Zitate nach Gundolf Keil bei Bernd Herrmann)