Ezzolied

Aus Mittelalter-Lexikon
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Ezzolied. Der Bamberger Chorherr ®Ezzo schrieb 1063 im Auftrag des Bischofs Gunther von Bamberg (1057-65) für die Einweihung des Bamberger Kollegiatstifts St. Gangolph das fmhd. Gedicht "cantilena de miraculis Christi", nach seinem Autor Ezzo-Lied genannt. Die Hymne aus dem Geist der cluniazensischen Christusfrömmigkeit stellt eine heilsgeschichtliche Deutung der Weltgeschichte dar; sie drückt letztlich die Gewissheit aus, dass die Menschheit durch Christus errettet wird. Durch diese Siegeszuversicht und den meisterhafte Strophenbau wurde sie bei den Teilnehmern des Kreuzzuges von 1065 populär. In Stil und Inhalt hat das Ezzolied nachhaltig auf die mhd. Dichtung eingewirkt. Das Lied ist in zwei Fassungen erhalten: der kürzeren, fragmentarischen Straßburger Handschrift (7 Strophen; 11. Jh.) in alemannischer Mundart und deren jüngeren – und mit 34 Strophen umfänglicheren – Bearbeitung aus dem Augustinerchorherrenstifts Vorau (Steiermark; 12. Jh.) in bairischer Mundart. Nachfolgend eine Textprobe aus dem "Vorauer Ezzo":

Do irscein uns der sunne do irscein uns der gotes sun
uber alles manchunne mennisclichemo bilde:
in fine seculorum den tach braht er uns von dem himelen.

(Da erschien uns die Sonne, da erschien uns Gottes Sohn.
Über alles Menschliche, [doch] menschlich gestaltet:
Am Ende der Zeiten brachte er uns den Tag vom Himmel [herab]).