Fenchel

Aus Mittelalter-Lexikon
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Fenchel (mhd. venichel, venchel, lat. feniculum; wiss. Foeniculum vulgare). Zwei- bis mehrjährige krautige, gelbblühende Gewürz- und Arzneipflanze aus der Familie der Doldenblütler (wie auch Anis, Kümmel, Dill usf.), mit stark gefiederten Blättern, knollenähnlichen Zwiebeln (und ätherische Öle enthaltenden Früchten (auch Samen genannt). Die "Knollen" (eigentlich die verdickten Blattbasen) wurden als Gemüse und Salat genossen, die Samen als Gewürz genutzt.
Schon im Altertum wurde die Pflanze vor allem wegen ihrer Früchte bzw. wegen des in diesen enthaltenen aromatischen Öls kultiviert und als Heilpflanze genutzt. Dioskurides nennt in seiner „Materia medica“ als Anwendungsgebiete: Förderung der Muttermilch in der Stillzeit, Menstruationsbeschwerden, Nieren- und Blasenleiden. Walahfrid Strabo lobt sie in seinem „Hortulus“ wegen ihrer warmen und trockenen Qualität bei Problemen des Verdauungstraktes, Erkrankungen der Atemwege (Husten) und bei Sehstörungen ("Nützen soll er den Augen, wenn sie Schatten trügend befallen ..."). Hildegard von Bingen führt den Fenchel an vielen Stellen ihrer „Causae et curae“ an und beschreibt seine Wirkungen als gemütsaufhellend, verdauungsfördernd, angenehmen Mundgeruch verleihend und die Sehkraft stärkend. (Die Anwendung als Augenwasser geht auf Plinius zurück, der beobachtet hatte, dass Schlangen nach der Häutung Fenchel fraßen und daraus schloss, dass die Tiere dadurch ihre Augen schärften.)
Im Aberglauben galt Fenchel wie andere stark aromatische Doldenblütler als glücksbringend, zauberabwehrend und antidämonisch sowie als Mittel gegen Hundswut.