Fossa Carolina

Aus Mittelalter-Lexikon
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Fossa Carolina (Karlsgraben). Die Straßen zur Karolingerzeit waren – von Resten alter Römerstraßen abgesehen – miserable Erdstraßen, auf denen sich der Transport größerer Lasten äußerst schwierig gestaltete. Daher wurde der Güter- und Personenverkehr vornehmlich auf den Flüssen abgewickelt. Das Rhein-Main-Flusssystem und das Donausystem waren zwischen den befahrbaren Nebenflüssen Rezat und Altmühl durch die europäische Wasserscheide getrennt. (Bei einem Höhenunterschied von 10 m waren die beiden Flußsysteme nur 1800 m voneinander entfernt.) Die über Main, Regnitz, Rednitz und (schwäbische) Rezat aufwärts fahrenden Lastkähne wurden an der Schiffbarkeitsgrenze im Raume Weißenburg entladen, die Lasten auf Fuhrwerke verfrachtet und über die alte Römerstraße nach Dietfurt an der Altmühl gebracht. Dort wurde das Handelsgut an Händler verkauft, die flussabwärts nach Kehlheim und Regensburg fuhren. Das Verbringen der Ladung von der Rezat zur Altmühl dürfte einen Tag gedauert haben. Der Händler kehrte mit neuerworbener Ware zu seinen leeren Kähnen zurück, um sie flussabwärts anzubieten.
Karl d. Gr. begann 793 unter sachkundiger Beratung den Bau eines Verbindungskanals. Ob er das Unternehmen zur besseren Versorgung seiner Awaren-Feldzüge oder zur Belebung der Handelsströme begann, ist ungeklärt. Auch ist noch nicht geklärt, ob ein Ableitungskanal oder ein Scheitelkanal geplant war. Ein Ableitungskanal hätte bei einer Länge von fast 6 km, einer größten Eintiefung von 12 m und bei einer Böschungsneigung von 1 : 2 einen Aushub von ca. 770.000 cbm erbracht, und dürfte mit den Mitteln der Zeit nicht realisierbar gewesen sein. Der Bau eines Scheitelkanals ohne Schleusenkammern (die damals ja noch unbekannt waren) wäre möglich gewesen, und hätte einen Aushub von ca. 170.000 cbm nötig gemacht. Die sog. „Einhards-Annalen“ geben für die Länge des Kanals 2.000 Schritte (1.500 m) und für die Breite 100 Fuß (30 m) an. Die Wasserspiegelhöhe des Scheitelkanals hätten die Kähne über Rampen mit Zughilfe von Pferden erreichen können. Nach einer imponierenden Kraftanstrengung, für die nach einer Schätzung 6.000 – 7.000 Schanzarbeiter untergebracht, versorgt und ausgerüstet werden mussten, blieb das Bauwerk infolge widriger Bodenbeschaffenheit und anhaltend schlechter Witterung als opus imperfectum liegen; es wurde möglicherweise wenigstens auf Teilstrecken benutzt. (J. Röder nimmt an, dass der Aushub von 2.000 Arbeitern in 60 Tagen hätte erledigt werden können.)