Frühneuhochdeutsch
Frühneuhochdeutsch (Fnhd.). Bezeichnung für die dt. Sprache etwa von 1350 bis 1650 in Ober- und Mitteldeutschland. Die Epoche umfasst das ausgehende MA. und die frühe Neuzeit und war geprägt durch den Aufstieg der Universitäten, die Bildung territorialer Verwaltungszentren (Kanzleien) und durch das Entstehen eines gebildeten Stadtbürgertums. Entscheidend für die Verbreitung der neuen Sprachformen war die Erfindung des Buchdrucks. Die sprachliche Struktur des Fnhd. unterscheidet sich vom Mhd. durch einige Lautveränderungen: die Langvokale i, ü, u des Mhd. sind im Fnhd. diphthongiert zu ei, eu, au (Beispiele: mhd. lib, lihen, triben, zit werden zu fnhd. Leib, leihen, treiben, Zeit). Diphthonge des Mhd. wie ie, üe, uo werden monophthongiert zu i, ü, u. (Beispiele: mhd. wüestenunge, zuo, giengen werden zu fnhd. wüstenunge, zu, gingen.) Von ausschlaggebender Bedeutung für die Entwicklung des Fnhd. war die Kanzleisprache, in der Urkunden und offizielle Schriftstücke abgefasst wurden. Als übergreifende Schriftsprache verdrängte das Fnhd. allmählich das Mittellateinische und später auch das Mittelniederdeutsche.
Als Textbeispiel für das Fnhd. folgender Auszug aus dem "Ackermann aus Böhmen" von Johannes von Saaz, etwa 1420 entstanden:
"Grimmiger tilger aller leute, schedlicher echter aller werlte,
freissamer morder aller menschen, ir Tot, euch sei verfluchet!
Got, ewer tirmer, hasse euch, unselden merung wone bei euch,
ungeluck hause gewaltiglich zu euch ......"