Freidank

Aus Mittelalter-Lexikon
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Freidank (Frigedanc, Fridancus, Vridanc; gest. 1233) nannte sich der unbekannte Dichter der "Bescheidenheit", einer mhd. Morallehre aus der 1. Hälfte des 13. Jh. Ein gebildeter Bürgerlicher aus Schwaben – möglicherweise Halbkleriker –, fahrender Sänger, Teilnehmer am Kreuzzug Friedrichs II. 1228, sarkastischer Kritiker des sittlichen Verfalls der Kirche. Unter "Bescheidenheit" (discretio) verstand er "Bescheidwissen" um Gut und Böse, um den Zustand der Welt, um die rechte Haltung gegenüber Gott und den Mitmenschen, um Gottes- und Selbsterkenntnis. Davon handelt seine Aphorismensammlung, die nicht zuletzt wegen der eindringlichen und eingängigen Form der kurzen Reimzeilen äußerst populär wurde; sie enthält viele volkstümliche Reimsprüche (Sprichwörter), von denen manche sich bis heute erhalten haben. Freidank interessieren nur die drei Urstände der Pfaffen, Ritter und Bauern, nicht aber das Bürgertum. Er äußert sich satirisch zu den politischen und kirchlichen Zuständen seiner Zeit, geißelt in seinen Kreuzzugssprüchen verbittert die Unzuverlässigkeit seiner Glaubensgenossen, kritisiert Willkür und Übergriffe der Mächtigen und die Geldgier der römischen Kurie, und charakterisiert auf freundlich-ironische Weise die Umstände des täglichen Lebens. – Freidank starb auf einer Reise nach Venedig und hat in Padua seine letzte Ruhestätte gefunden. Die „Bescheidenheit“ wurde zu einem wahren Volksbuch, wurde 1508 durch Sebastian Brant erstmals in Druck gebracht und erfuhr bis zum Ende des 16. Jh. mehrere Neuauflagen.
Als Textbeispiele drei seiner Sprüche:

Sünde niman mac vergeben
wan got eine; dar sule wir streben.
diu gnade eim esele wol gezimt,
daz er eim ohsen sünde nimt.
der ablaz denket toren guot,
den ein gouch dem andern tuot.

Sünde kann niemand vergeben
als Gott; danach sollen wir streben.
die Gnade einem Eselchen wohl geziemt,
dass er einem Ochsen die Sünde nimmt (vergibt).
Der Ablass dünket Toren gut,
den ein Narr dem andern tut (gewährt).


Der rehte wistuom ist
Got dienen záller vrist.

Timor domini,
principium sapientiae.


Krut, stein unde wort
hant an kraeften grozen hort.
Mit diesem Spruch kennzeichnet er die therapeutische Wirksamkeit von Wort-, (Heil)Kraut- und Steinzauber.