Frost
Frost (mhd. vrost = Kälte, Frost; lat. frigo, gelu). Die Reisezeit endete i.a. im November, wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt fiel und jede der häufigen Bach- und Flussdurchquerungen zu einem lebensgefährlichen Risiko wurde. Außerdem stellten die scharfkantigen Ränder eingebrochener Eisplatten auf den morastigen Straßen eine große Verletzungsgefahr für die Beine der Last- und Zugtiere dar. Erst im Frühjahr, wenn die steigende Sonne den Eisgang auf den Flüssen beendet und den Wasserspiegel hatte steigen lassen, setzte die Reisetätigkeit wieder ein. (Eine Ausnahme bildeten die "Winterfahrer" des europäischen Ostens, die etwa von Novgorod aus im Herbst abreisten, um im Frühjahr mit dem letzten Schnee oder dem Wiedereinsetzen des Schiffsverkehrs zurückzukehren.) Auch die Seeschiffahrt im Nord- und Ostseeraum kam mit einsetzendem Frost und Eisbildung zum Erliegen. Die meisten Häfen lagen in Flussmündungen, die aufgrund geringeren Wellenschlags und niedrigeren Salzgehaltes früher zufroren und länger vereist blieben. Wo der Winterfrost für den Reiseverkehr hinderlich war, konnte er für Kriegszüge und bestimmte Materialtransporte vorteilhaft sein: über vereiste Flüsse und Sümpfe konnten Angriffe auf Orte vorgetragen werden, die sonst durch ebendiese geschützt waren; der Transport von Massengütern wie Bausteinen und Langholz war durch Frost eher begünstigt, konnten doch auf den vom Frost befestigten Wegen Schwertransporte leichter, z.T. auf Schlitten durchgeführt werden.
(s. Eiskeller, Kältezeiten)