Gebärmutter

Aus Mittelalter-Lexikon
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Gebärmutter (mhd. bermuoter, muoter; lat. uterus, matrix; grch. metra, hystera). Der Teil der weibl. Geschlechtsorgane bei Mensch und Säugetieren, in dem die befruchtete Eizelle zur Leibesfrucht heranreift.
Denker der Antike (z.B. Platon, 4. Jh. v.u.Z.) sahen in dem Organ ein lebendiges Gebilde, das im Körper frei beweglich sei. Auch Hippokrates (5. Jh. v.u.Z.) dachte sich die G. als ein frei bewegliches Organ und prägte den Begriff „Hysterie“ für psychische Störungen aufgrund von ausbleibender Schwangerschaft; die fruchtlos gebliebene G. sei zum Hirn gewandert und habe sich dort festgebissen und die betr. psych. Störungen verursacht.
Ma. Mediziner hielten in Anlehnung ihre antiken Vorgänger die Gebärmutter für ein lebendiges Tier, einem Lurch oder einer Kröte gleich. Beschwerden im Bauch- oder Brustraum wurden den Wanderungen des einwohnenden Tieres zugeschrieben. Genesung geschehe dadurch, dass die muoter in Gestalt einer Kröte den Körper der Schlafenden durch den Mund verlasse, ein reinigendes Bad nehme und auf dem gleichen Weg wieder in deren Körper zurückkehre. (Die muoter als Krankheitsursache wurde nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern angenommen.)
Das Arzneibuch „Macer floridus“ (~1000) empfiehlt gegen Frauenleiden, neben vielen anderen Rezepturen, einen wärmenden Wickel mit Beifuß (Artemisia) auf den Unterleib zu machen. Aus der gleichen Quelle stammt ein Rezept für Zäpfchen aus Wermutkraut (Absinthium) und Honig, das – in die G. eingeführt – „einen ordentlichen Monatsfluss erzwingt“.
Zur Behandlung der weibl. Unfruchtbarkeit ist nach Hildegard v. Bingen (12. Jh.) der Mondstand zu beachten: zunehmender Mond sei für eine Schwängerung am günstigsten. Auch helfe „einem Weibe, dessen Gebärmutter innerlich kalt und zu schwach ist, Nachkommenschaft zu empfangen“, eine Mahlzeit mit gekochter G. eines ausgewachsenen, aber noch nicht trächtig gewesenen Schafes oder einer Kuh.
In der Volksmedizin galten die Einnahme von Zubereitungen mit Liebstöckel (Bärmutterkraut, Levisticum) und das Einatmen des Qualmes brennender Vogelfedern als Mittel gegen das „Aufsteigen der Mutter“.
(s. Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie und Geburtshilfe)