Gesellenrevolten

Aus Mittelalter-Lexikon
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Gesellenrevolten. Vom 14. Jh. an gab es immer häufiger Streik- und Bykottaktionen der Gesellenverbände mit dem Ziel, die Meister zur Einhaltung sozialer Mindeststandards zu zwingen. Einmal ging es um die Beschneidung alter Gesellenrechte wie z.B. bei der Beschränkung der Zunftaufnahme, ein anderes Mal um die Zurücksetzung im Fronleichnamszug, was als Ehrminderung empfunden wurde, ein drittes Mal um die Verringerung der Arbeitstage und um die Einführung des „Guten Montags“, in einem anderen Fall um die Zulassung von Gesellenverbänden und Trinkstuben, meist aber um besseren Lohn und nie um politischen Einfluss und Beteiligung am Stadtregiment. Dem Vorteil der Mobilität, den das Gesellenwandern für die Kämpfe der Gesellen darstellte, versuchten die Meister durch die Bildung überörtlicher Handwerkerbünde zu begegnen. Derartige Organisationen der Zunftmeister entstanden im 14. und 15. Jh. und dienten außer zur Disziplinierung der Gesellen dazu, die Zunftregeln einer Stadt in einem größeren Umfeld zur Geltung zu bringen und so gleiche Geschäftsbedingungen für alle Meister und besseren Schutz vor außerzünftigen Konkurrenten zu schaffen.
Einige Beispiele für Gesellenkämpfe: Boykott der Gürtlermeister in Breslau im Jahre 1329; der Streik der Mainzer Bäckergesellen 1455, dem sich Gesellen aus jenen Städten des Rheingaus anschlossen, in denen Bäckermeister zuvor einen repressiven Handwerkerbund geschlossen hatten; der Streik der Straßburger Kürschnergesellen 1470, der von Gesellen aus weiteren Städten am Oberrhein mitgetragen wurde; der Streik der Colmarer Bäckergesellen 1495, der sich bis ins nächste Jahrhundert hinzog und große Unruhe bei den Zünften und Räten der Gegend auslöste; der Streik der Magdeburger Leinewebergesellen um 1500.