Guido Lanfranchi

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Lanfranchi, Guido (Lanfranco, Lanfranc vo Mailand; um 1245 - um 1306). Studierte in Bologna Medizin und lernte dort die Werke des Abulcasis kennen. Wie damals üblich, gehörte er dem Klerikerstand an, genoss jedoch weitgehende Befreiung von den geistl. Regeln. Er praktizierte in Mailand, bis er 1290 wegen der Kämpfe zwischen den Welfen und den Staufern fliehen musste. Nach vorübergehendem Aufenthalt in Lyon ließ er sich 1295 in Paris nieder. Hier vermittelte er als Universitätslehrer das Wissen der ital. Medizinschulen, weswegen er als der Begründer der dortigen Chirurgenschule angesehen wird. Aufbauend auf dem Werk seines Lehrers Wilhelm von Saliceto schrieb er seine „Chirurgia parva“ (auch "Libellus de chirurgia", 1293/94), die ihn als erfahrenen Operateur und aufmerksamen Beobachter ausweist. Das Buch wurde - zusammen mit seiner "Chirurgia magna" ("Ars completa totius chirurgiae", 1296) - zu einem der wichtigsten chirurgischen Lehrbücher des MA. Auf eigener Anschauung beruhen die Darlegungen über Schädelfrakturen und deren Symptomatik, über Schädeltrepanationen und über Bandagierung von Hernien. Die im 14. Jh. an der Pariser Schule einsetzende Trennung von Medizin und Chirurgie hat er als grundlegenden Irrtum abgelehnt; seiner Auffassung nach hatte jeder Chirurg auch allgemeinmedizinisches Wissen zu haben.