Hali Abbas
Hali Abbas (latinisiert von Ali ibn Abbas al-Majusi, auch bekannt als Masoudi; gest. 994). Muslimischer Arzt aus Persien, wirkte am Hof der Abbasiden in Bagdad, von Bedeutung wegen seines medizinischen Werkes „Kitab al-Maliki“ („das königliche Buch“; latinisiert „Liber regius“), in welchem er neben einem Kompendium der hellenistisch-arabischen Medizin eigene Beobachtungen darlegt. In den ersten zehn Büchern handelt er von Ethik und Theorie, in den zweiten zehn Absätzen von der Praxis der ärztlichen Kunst einschließlich der Psychologie und Psychosomatik. Er erklärt physiologische Vorgänge wie die Kontraktion der Gebärmutter während der Geburt, schildert zentrale Leiden wie Meningitis und Epilepsie, psychische Fehlleistungen wie Gedächtnisverlust und Hypochondrie ebenso wie den heroischen Eingriff einer Tracheotomie bei Erstickungsgefahr und Infektionskrankheiten wie z.B. die Pocken. Die Zahnmedizin betreffend empfahl er die Entfernung überzähliger oder fehlständiger Zähne. Ausführlich äußert er sich zu Diätetik und Arzneimittellehre.
Das Werk gelangte über Süditalien nach Europa, wo es in der lat. Übersetzung des Constaninus Africanus unter dem Titel „Liber Pantegni“ oder „Pantechne“ („das Ganze [der ärztlichen Kunst] umfassende Buch“; ~1080) besonders durch die Schule von Salerno Verbreitung fand. Johannes Afflatius, ein Schüler des Constantinus, erweiterte und verbesserte den Liber Pantegni unter dem Titel „Liber aureus“. Eine weitere Bearbeitung stammt von Stephanus von Antiochien und erschien 1127 unter dem Titel „Regalis dispositio“.