Haspel

Aus Mittelalter-Lexikon
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Haspel (mhd. haspel; ahd. haspil; auch mhd. weife/Weife genannt; = Garnwinde). Zylinderförmige hölzerne Vorrichtung zum Aufwickeln von Wollfäden, Draht oder Zugseil (von Fördermaschinen im Hoch- oder Bergbau). Im Bergbau nutzte man gelegentlich, vor allem bei großer Fördertiefe, das Trägheitsmoment eines schweren Schwungrades auf dem Wellbaum, um die Haspeldrehung zu verstetigen und die Haspelknechte zu entlasten. Der zur Schachtförderung eingesetzte Haspelzug war in einem Rahmen, der sog. Haspelbank, über der Schachtöffnung gelagert. Ab 1400 setzte sich zunehmend die Haspel mit durchgehender eisernen Kurbel durch, mit welcher Seilfahrten und größere Lasten mit höherer Sicherheit bewältigt werden konnten. Im Bergbau fanden handgetriebene Haspelzüge bis zu einer Tiefe von ca. 45 m Verwendung; für größere Tiefen wurden Untersetzungsgetriebe, Göpelwerke oder Wasserräder entwickelt. Das Seil war, um Schlupf zu verhindern, mehrmals um die Welle geschlungen und förderte an einem Ende einen gefüllten Eimer nach oben, während der leere Eimer am anderen Ende niedersank.
Auf einem Kupferstich vom Ende des 15. Jh. ist eine kreuzörmige Handhaspel (Weife) zu sehen, auf die ein Mann Garn von einer Spindel aufspult. Die Bauart dieser Kreuzhaspel weicht von jener der Drehhaspel für Garn völlig ab: sie besteht aus einem Rundholz als Handgriff, an dessen Enden je ein Querholm angebracht ist, der zu seinem Gegenstück um 90° gedreht ist, mit diesem also "über Kreuz" steht. Das Rundholz wird mit der einen Hand gehalten, mit der anderen wird der Faden abwechselnd über die beiden Holme gelegt und so aufgewickelt. Die Kreuzhaspel ist viel älter als die Drehhaspel; diese hatte vier, sechs oder acht im gleichen Winkel von der Nabe abstehende Arme, an deren Enden sich Querhölzer als Auflage für das Garn befanden. Mittels einer Kurbel wurde die Haspel in Drehung versetzt. Nach dem Aufhaspeln wurde der Garnstrang von den Querhölzern abgezogen und bis zur weiteren Verwendung auf einer Trommel oder in Form eines Knäuels aufgewickelt.
(s. Zwirnen)