Heilige Kümmernis/St. Wilgefortis

Aus Mittelalter-Lexikon
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Heilige Kümmernis/St. Wilgefortis. (je nach Region auch St. Kummernus, Kumerana, Hilgefortis, Hülpe u.a.m.; Wilgefortis v. virgo fortis = starke, standhafte Jungfrau). Fiktive Heilige, die der Legende nach von ihrem Vater zur Ehe mit einem heidnischen Prinzen gezwungen werden sollte. Da sie sich als bereits Christus angelobt betrachtete, bat sie die Mutter Gottes darum, sie häßlich werden zu lassen, um dem ausersehenen Bräutigam nicht mehr begehrenswert zu sein. Als daraufhin ihr Antlitz durch starken Bartwuchs verunziert urde, ließ sie der erboste Vater ans Kreuz schlagen.
Die nicht kanonisierte Volksheilige gelangte vom 14. Jh. an zu großer Popularität von England und den Niederlanden bis nach Böhmen, Bayern und Tirol; angerufen bei alltäglichen Leibes- und Seelennöten besonders der Frauen, galt sie als deren „Entkümmerin“. Die Darstellung der Hl. Vilgefortis als reich gewandete bärtige Frauengestalt am Kreuz stammt möglicherweise von einer Fehldeutung des Luccheser Kruzifixus („Volto Santo“), welcher langbärtig und – anstatt mit dem üblichen Lendentuch bekleidet – in einem langen Ärmelgewand erscheint, und somit Betrachtern den Eindruck einer Gestalt in Frauenkleidern machen konnte.