Heinrich Steinhöwel

Aus Mittelalter-Lexikon
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Steinhöwel, Heinrich (Stainhöwel, Steinhäuel, Steinheil, gen. "Esopus"; das Wappen seiner Familie zeigt zwei gekreuzte Steinhauen; ~1412 bis ~1482). Geboren in Weil der Stadt (Württemberg) als Sohn einer aus Esslingen zugezogenen Patrizierfamilie, immatrikulierte 1429 an der Wiener Universität, legte dort 1432 sein Bakkalaureat in artibus ab und erlangte 1436 die Magisterwürde. 1438 schrieb er sich an der Universität Padua ein und studierte Recht und Medizin. 1442 wurde er Rector artistarum seiner Universität und 1443 promoviert er in Medizin. Während seiner Paduaner Zeit dürfte er seine Neigung zu klassischer und italienischer Literatur entwickelt haben. 1444 hielt er sich an der Universität Heidelberg auf, wo er wohl auch ein Lehramt innehatte. 1446 bis 1450 war er als Arzt in Weil und Esslingen tätig, seit Juli 1450 und bis zu seinem Tod hatte er eine Bestallung als Ulmer Stadtarzt mit einem Gehalt von 100 Gulden inne, und war zeitweilig Leibarzt an verschiedenen Fürstenhöfen und verkehrte dort auch gesellschaftlich. Selbst schon vermögend, erheiratete er sich beträchtlichen Grundbesitz nahe Ulm. Er gehörte dem ambitionierten ratsfähigen Bürgertum an, das an den Höfen des Hochadels verkehrte und sich dem landsässigen Adel durchaus ebenbürtig fühlte.
Bekannt wurde Steinhöwel als Schriftsteller und Übersetzer. Außer seiner medizinischen Schrift zur Pest („Bouchlin der ordnung/wie sich der mensch halten sol/zu den zyten dieser gruselichen kranckheit“, 1473 gedruckt) umfasste sein Werk sma. Prosaroman, Chronistik, Ständelehre sowie Übersetzungen (translatzen) antiker und zeitgenössischer Autoren (Aesop, Apollonius, Bocaccio, Petrarca, Poggio). Bei seinen Übertragungen in die deutsche Volkssprache kam es ihm eher auf die treffende Wiedergabe des Sinngehalts an, als auf eine wortwörtliche Übersetzung. Sein letztes Werk, der zweisprachige "Esopus" (lat./dt.), wurde 1476/77 gedruckt. Es enthält, anschließend an eine romanhafte Biographie des Äsop, 142 äsopsche Prosa-Fabeln sowie einige zeitgenössische Schwänke (Poggio Bracciolini) und ältere Kurzerzählungen (Petrus Alphonsus).