Heinrich von Gent

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heinrich von Gent (Henricus Gandavensis, H. Archidiaconus, H. Bonicollius, H. Mundanus, H. Tornacensis, "Doctor solemnis"; um 1235-93). Als Sohn eines Schneiders in Muda bei Gent geboren, erhielt Heinrich seine erste Ausbildung in der Kapitelschule zu Tournai. Dortselbst diente er ab 1267 als Kanonikus, 1276 war er Archidiakon zu Brügge, 1277-93 magister actu regens an der theologischen Fakultät der Pariser Universität. Im März 1277 nahm er an der Versammlung der Theologieprofessoren unter der Leitung von Bischof E. Tempier teil, auf welcher der Averroismus und einige thomistische Lehrsätze verurteilt wurden. Heinrich gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der platonisch-augustinischen Lehre des 13. Jh.; er stand somit in Gegnerschaft zum aristotelisch geprägten Thomismus der Bettelorden.
Heinrich stand der Entwicklung eines eigenständigen philosophischen Lehrbetriebs und der breiten Annahme des Aristotelismus scharf ablehnend gegenüber. Groß war seine Bedeutung für die philosophische Durchdringung der Trinitätslehre.
Werke: „Quodlibeta“, „Summa quaestionum ordinarium theologi“, „Quaestiones super metaphysicam Aristotelis“, „Syncategoremata“, „De causis“.