Herbort von Fritzlar
Herbort von Fritzlar (2. Hälfte 12. Jh. / 1. Hälfte 13. Jh.). Wahrscheinlich von geistl. Stand, schuf er im Auftrag des Landgrafen Hermann von Thüringen zwischen 1190 und 1217 eine mhd. Bearbeitung der Trojasage ("Estoire de Troie") des Franzosen Benoit de Sainte-Maure. Der antike Stoff wird – wie schon in frz. Romanen und bei Heinrich von Veldeke – ma. Lebensformen angepasst. In Herborts "Liet von Troye" (18.458 Verse), das frei an seine – wesentlich umfangreichere – Vorlage angelehnt ist und eigene Kenntnis der antiken Trojasage erweist, sind die Heroen zu Rittern mutiert, die immer wieder den Christengott um Hilfe anrufen. Die handelnden Personen werden dennoch nicht nach höfischer Tradition, sondern eher realistisch, gar mit sarkastischem Humor gezeichnet.
Mit seinem "Realismus" geht Herbort weit über die eigene Zeit hinaus. Sein Werk, das lediglich in seiner hess.-thrüring. Heimat zur Kenntnis genommen wurde, ist nur in einer einzigen Handschrift vollständig überliefert, zusammen mit dem wesentlich erfolgreicheren Eneasroman Heinrichs von Veldeke. Den Bearbeitungen des Trojanerkrieges durch andere Dichter, besonders die des Konrad von Würzburg, sollten größeren Anklang finden.