Hirsauer Formular

Aus Mittelalter-Lexikon
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Hirsauer Formular. Kaiser Heinrich IV. ließ 1075 für das Kloster Hirsau eine Urkunde ausfertigen, in welcher dem Verlangen der monastischen Reformer nach Freiheit (libertas) von der Bevogtung durch den weltlichen Stifter, nach freier Abt- und Vogtwahl und nach direkter Unterstellung unter den Papst nachgegeben wurde. Den adligen Stifterfamilien blieben jedoch weiterhin Mitspracherechte bei der Besetzung der Abts- und Vogtsämter – und somit Einflussmöglichkeiten auf die Führung ihrer Hausklöster – erhalten.
Diese von Abt Wilhelm erlangte Kompromissformel – klösterliche Freiheit einerseits, Mitspracherecht der Stifterfamilie andererseits – wurde maßgebend für Klöster im süddeutschen Raum und galt für viele der an der Wende vom 11. zum 12. Jh. gestifteten Klöster von Anfang an; so für Alpirsbach, Blaubeuren, Gottesaue, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim, Reichenbach, St. Georgen, St. Peter, Wiblingen und Zwifalten.