Hirse

Aus Mittelalter-Lexikon
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Hirse (mhd. hirs[e], hyerse, gegrues; ahd. hirsi = Gewachsenes, Nährendes [?]; Panicum miliaceum = Rispenhirse, Setaria italica = Kolbenhirse). Sortenreiche Getreideart mit ährenähnlicher Rispe oder reichgelapptem Kolben und kleinen runden Körnern. War im Mittelmeerraum schon im Altertum bekannt, wurde im MA. auch in Deutschland und in den slaw. Ländern angebaut, diente zur Bereitung von Brei und Fladen; als Brotgetreide ist sie wegen des fehlenden Klebers nicht geeignet. Kolbenhirse herrschte in Südeuropa und im Rheinland vor, Rispenhirse in Mittel-, Nord- und Osteuropa. In Spanien und Italien wurde im 8./9. Jh. zudem eine subtropische afrikanische Sorte (Sorghum; vielleicht aus lat. Syricum granum = Syrisch Korn) kultiviert, die von den Arabern eingeführt worden war.
Wegen der zahlreichen Körner galt Hirse im MA. als Fruchtbarkeitssymbol und wurde in Form von Brei als Hochzeitsessen gereicht. Die Vielzahl der Körner und deren goldgelbe Farbe bedeuteten Reichtum, und von daher garantierte der zu Neujahr oder Lichtmess servierte Hirsebrei Geldsegen für das ganze kommende Jahr. In der Volksmedizin verwandte man Hirse der Farbe wegen als Mittel gegen Gelbsucht (s. Analogiezauber).