Jüdischer Gottesdienst

Aus Mittelalter-Lexikon
Zur Navigation springen Zur Suche springen

jüdischer Gottesdienst. Zwar findet der jüdische Gottesdienst üblicherweise in einer ® Synagoge statt, jedoch könnte er in fast jedem beliebigen Raum – etwa in einer privaten Wohnung oder auf einem Dachboden – gehalten werden. Ausschlaggebend ist, dass ein „Minjan“, also eine Gruppe von zehn im religiösen Sinn erwachsenen Männern, vorhanden ist. Der Minjan versammelt sich regelmäßig und zu festgesetzten Zeiten zum Gebet. Als Vorbeter und Leiter des Gottesdienstes fungiert ein männliches Gemeindemitglied, das wenigstens 13 Jahre und einen Tag alt ist (Bar Mizwa, hebr. = Sohn Gottes). Er muss das nötige religiöse Wissen sowie Kenntnis der hebräischen Sprache haben, und soll über eine wohltönende Stimme verfügen. Er spricht die Gebete vom Gebetspult (Bima) aus, das vor oder seitlich des nach Osten oder Südosten ausgerichteten Thoraschreins steht; dabei wendet er sich diesem zu, hat also die Gemeinde im Rücken. Jede/r Einzelne der Gemeinde spricht die Gebete in eigener Lautstärke und Geschwindigkeit mit, eine Praxis, die auf nichtjüdische Zuhörer den Eindruck eines undisziplinierten Durcheinanders machen muss (s. Judenschule). Der Gottesdienst besteht aus Gebeten, Hymnen, Segenssprüchen, Zitaten von Bibeltexten und Lesungen aus der Thora. Letztere werden von feierlichen Zeremonien begleitet (Öffnen und Schließen des Schreins, Ent- und Bekleiden der Thorarolle, Aufheben und Zeigen der geöffneten Rolle, Aufstieg auf die Bima zur Thoralesung u.a.m.). Sabbat- und Festtagsgottesdienste haben spezifische Gebete und ein umfänglicheres Zeremoniell.