Johannes von Saaz
Johannes von Saaz (J. von Tepl, J. Henslini de Sitbor, J. v. Schüttwa; geb. um 1350 im böhm. Sitbor oder Tepl, gest 1414 in Prag). Er besuchte die lat. Schule in Tepl, ging wahrscheinlich nach Prag zum Artesstudium, erwarb den Magistergrad und wirkte seit 1383 im böhmischen Saaz (Zatec) als notarius civitatis und rector scholarum, seit 1386 auch als notarius publicus auctoritate imperiali. 1411 ließ er sich als Notar der Neustadt von Prag nieder. Von seiner Saazer Zeit her, als er die Konzession zum Wein-, Bier- und Methandel hatte, war Johannes ein wohlhabender Bürger und kaufte sich an seinem neuen Wohnsitz sogleich ein Haus.
Als Schriftsteller wurde er durch sein eschatologisches Streitgespräch "Der Ackermann aus Böhmen" bekannt. Darin führt der "Ackermann", stellvertretend für die ganze Menschheit, vor Gott als Richter heftige Klage gegen den Tod, den "grimmigen Tilger aller Leute". Das Werk setzt sich zusammen aus 32 Wechselreden und dem abschließenden Urteil Gottes. Hintergrund war die Erschütterung durch den Tod seiner ersten Frau Margaretha (am 1.8.1400). Durch Handschriften und verschiedene Druck-Ausgaben erreichte das von seiner sprachlichen Schönheit und gedanklichen Tiefe her meisterhafte Werk ein breites Publikum. Sprachwissenschaftler sehen im „Ackermann“ ein wichtiges Zeugnis für den Übergang der Prager Kanzleisprache in die nhd. Gemeinsprache. Geistesgeschichtlich nimmt das Werk humanistisches Gedankengut vorweg. Außer dem „Ackermann“ verfasste J. v. Saaz vier Formelbücher und einen Band der Stadtbücher von Prag (den „Liber contractuum“).