Judensau

Aus Mittelalter-Lexikon
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Judensau. Das Bild der Judensau stammt aus dem SMA. und diente der Verächtlichmachung und Verhöhnung der Judenheit. Auf begleitenden Spruchbändern wurde das Schwein als Mutter der Juden personifiziert. Das Motiv basierte auf christl. Antijudaismus der Zeit und hatte als Hintergrund das Schwein als Symbol des sündhaften, in gemeiner Denkungsart verhafteten Menschen und wohl auch das jüd. Glaubensgebot, kein Schweinefleisch zu essen. Auslösendes Moment dürfte eine Anordnung von Papst Innozenz III. auf dem Lateran-Konzil von 1215 gewesen sein, welche Separierung, Kennzeichnung und berufliche Ausgrenzung der Juden zum Ziel hatte. In der Symbolsprache des MA. stand das Schwein für Laster, Sünden, für das Böse schlechthin. Beim Judeneid (s. Judengesetze) hatte der schwörende Jude bisweilen auf den Zitzen einer blutigen Sauschwarte zu stehen.
Anstößige Darstellungen der beschriebenen Art gab es im ganzen christl. Abendland. Beispiele: an einem Kapitell des Doms zu Brandenburg, am Dom zu Bamberg, am Basler Münster, am Südportal des Regensburger Doms, im Münster Heilsbronn, an der Ritterstiftskirche St. Peter in Wimpfen, an der Bayreuther Stadtkirche, an den Domen zu Uppsala, Xanten, Magdeburg und Köln (am Chorgestühl im Dom), in Lemgo, Cadolzburg, Metz, Colmar, Wittenberg und Wien sowie am Remagener Torbogen und im Alten Brückenturm zu Frankfurt. - Zudem kursierten Kupferstiche und Holzschnitte mit dem Motiv der Judensau.