Kümmel

Aus Mittelalter-Lexikon
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Kümmel (mhd. kumin; lat. cuminum; grch. kyminon; wiss. Carum carvi bzw. Cuminum cyminum; volkstümlich Feld-K., Wiesen-K., gemeiner K., Garbe bzw. Kreuzkümmel, Welscher K., Römischer K., Garten-K.). Zweijährige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler, mit rübenartiger Wurzel, gefiederten Blättern und doldenförmigen Blüten, deren zweigespitzte, stark aromatische Früchte („Samen“) als Gewürz, Heil- und Zaubermittel verwendet wurden. Während sich antike Schriftsteller und ihre ma. Epigonen auf den aus Asien stammenden Kreuzkümmel bezogen (der Name leitet sich vom kreuzförmigen Blattstand der Pflanze ab), verstand man später unter Kümmel i.A. den in Europa heimischen Feldkümmel.
Hauptwirkstoffe der Kümmelfrüchte sind ätherische Öle (60% davon Carvon), welche die Magensaftsekretion anregen und eine krampflösende Wirkung auf die Verdauungsorgane haben.
Antike Ärzte benutzten Kreuzkümmel als Mittel gegen Nasenbluten, Bauch- und Atembeschwerden. Im ma. Kräutergärten wurde er überwiegend zu Heilzwecken von Magen-Darm-Beschwerden kultiviert.
In der Hofgüterverordnung Karls d. Gr. ("Capitulare de villis") ist sowohl der Kreuzkümmel (als cuminum) als auch der Echte Kümmel (als careum) erwähnt.
Im Macer floridus (11. Jh.) heißt es: „Die Ärzte glauben, dass Cyminum erwärmende, trocknende Kraft, und zwar jeweils im dritten Grade habe. Wie auch immer man Kümmel zu sich nehme: er treibe die Windblähung davon, , welche die Därme blähe und den Magen bedränge. Ferner entfacht er die Hitze, mit der Magen und Leber ihre Verdauung verrichten; er soll die Wut der Liebesgier bezähmen; und in Essig gekocht hemmt er den Durchfall“. In Dünnwein genossen helfe er gegen Atemnot und überschießenden Monatsfluss, in Wein gegen giftige Bisse. Als Antidot wird Kümmel in einem komplexen Rezept u.a. mit Raute, Steinsalz, Honig, Pfeffer und Starkwein empfohlen.
Hildegard v. Bingen (12. Jh.) rät als Prophylaxe gegen Herzschmerzen und –schwäche zur morgendlichen Einnahme einer Mixtur aus "römischem Kümmel" (Kreuzkümmel) , weißem Pfeffer und Bockshornklee. Den "Schwarzkümmel" (Feldkümmel) empfiehlt sie als Mittel gegen Geschwüre am Kopf und als Fliegenvergiftungsmittel.
In der Leipziger Drogenkunde (1. Hälfte 15. Jh.) wir der Kümmel als „Carvi“ oder „Carwe“ erwähnt.“Er hat die Kraft, dass er ausräumt, zerteilt und beschleunigtund treibt die Blähungen aus, und zwar ... alle Teile der Pflanze. Und die Früchte treiben den Harn aus ...“
In der Volksmedizin galt derjenige Kümmelsamen als von größter Wirkkraft, der am Johannistag und womöglich vor Sonnenaufgang gesammelt worden war.
Im Aberglauben war der Kümmel wegen seines starken Geruchs als Apotropäum von Bedeutung. So band man ihn etwa zum Schutz vor Krankheiten, Hexen und bösen Geistern in Beutelchen in Stube und Stall. Mit den bösen Geister wurden allerdings auch die guten, hilfreichen Heinzelmännchen vertrieben
Was die Verwendung des Kümmels in der Küche anbelangt, so fand er sich in fast allen Speisen von Brot und Suppen bis Sauerkraut und Salat und von Kohlgemüse bis zu Braten.