Kürschner
Kürschner (mhd. kürsenaere; v. ahd. kursinna = Pelzrock; aus d. Slaw., vgl. russ. korsno = pelzbesetzter Mantel; auch belzer, büntner, wiltwerker; mlat. pellifex, pellificator). Im MA. besorgte der Kürschner den Handel mit Rohfellen, deren "Zurichtung" zu Rauchwerk (v. mhd. ruch = haarig), das Schneidern von Pelzwerk und den Vertrieb der Fertigwaren. Kürschnerzünfte sind zuerst belegt für Basel (1226), Breslau (1273), Braunschweig (1277), Berlin (1280) und Köln (1303). Da das Handwerk mit starker Geruchsbelästigung verbunden war, durften sich Kürschnerbetriebe nur am Stadtrand niederlassen. Kürschnermeister kamen häufig – nicht zuletzt weil sie den Fellhandel in eigener Regie führten und ihre Fertigwaren selbst vermarkteten – zu Wohlstand und Ansehen, und galten mancherorts als ratsfähig.
Das Zubereiten von ®Pelzen war ein komplizierter Arbeitsgang mit vielen Einzelschritten, durch welche die Rohfelle geschmeidig, haltbar, sauber, faltenfrei und glatt gemacht und auf einheitliche Haarlänge gebracht wurden. Aus den Pelzen fertigte der Kürschner Kleidung (bei der die Haarseite häufig nach innen gekehrt war), Pelzfutter für Textilkleidungsstücke, Mützen, Handschuhe und Handwärmer (Muff, v. mlat. muffula).
An einheimischen Fellen verarbeitete man die von Schaf und Lamm, Hase und Kaninchen, Fuchs, Dachs, Hamster, Siebenschläfer, Iltis, Otter, Wolf, Bär und Luchs. Importfelle kamen hauptsächlich aus Skandinavien und Rußland: Zobel, Wolf, Feh (Eichhörnchen) und Biber. Wolfs- und Schafspelz waren auch für einfache Leute erschwinglich, gemäß ma. ®Kleiderordnung durften manche Pelzarten nur von bestimmten Ständen getragen werden.
Die Kürschnerei war ein Saisongewerbe mit Konjunktur in den Monaten Oktober bis Februar. Die übrige Zeit wurde aufs Zurichten verwendet.
Spezialisten des Kürschnerhandwerks waren die Fechner (mhd. vechner, auch buntwercer), die Hermelin, Feh und anderes teures Pelzwerk verarbeiteten, die Lammwerker und die Wildwerker.